M11M Monochrome ISO 50’000 und «Lost Places» ist das Thema bei unserem letzten Besuch bei Freunden, auf der Heimfahrt haben wir ein Stopover in Beelitz eingelegt. Hier wollten wir uns endlich einer «Lost Places» Tour durch die Beelitzer Heilstätten anschliessen. Passend zu dieser Tour kann ich endlich meine Leica M11M bis ISO 50’000 testen, das letzte M steht für monochrome, das heisst die M11M nimmt nur Bilder in Schwarz Weiss auf. Bei der M-Monochrome Leica fehlt der Bayer Farbfilter und ihr wird daher eine bessere ISO Leistung nachgesagt, was bedeutet rauschärmere Bilder bei schlechten Lichtverhältnissen, und das will ich auf dieser Tour nebenbei voll austesten.
Alle Toureninfos findet ihr hier:
Beelitz «Lost Places» Touren Ticket Shop
Wir haben uns bei zwei Touren angemeldet
- 12:30 Uhr DURCH DIE ALTE CHIRURGIE
- 14:00 Uhr BEELITZER UNTERWELTEN – TUNNEL & TECHNIK
- CHIRURGIE TOTAL – DIE GROSSE CHIRURGIE-TOUR (unsere Wunschtour, leider Ausverkauft)
Beide direkt hintereinander um keine Zeit zu verlieren, eigentlich hatten wir die grosse Fototour für uns eingeplant, aber leider war die bereits ausverkauft. Nicht nur bei der grossen Fototour darf man fotografieren, es ist generell gewünscht Bilder aufzunehmen und diese auf den Social-Media-Plattformen zu teilen. Das nenne ich mal indirekte Werbung für die Sache. Dennoch scheint nicht jeder Guide davon überzeugt zu sein, davon später mehr.
Der wesentliche Unterschied zu unserer Wunschtour ist das man alleine stehen bleiben darf und sich frei durch das Gebäude bewegen darf für seine eigenen Aufnahmen. Ob man dabei soviel Hintergrundwissen vermittelt bekommt, weiss ich allerdings nicht. Daher kann ich die kleinen Touren durchaus empfehlen für diejenigen, die historische Informationen bekommen wollen und fotografieren möchten. Beides ist eigentlich mehr oder weniger möglich, das hängt vom Guide ab.
Historischer Background zu den Heilstätten
Die Gebäude der Beelitzer Heilstätten wurden ungefähr um das Jahr 1900 errichtet. Alles sehr schöne und imposante Bauwerke in deren Gestaltung viel Liebe zum Detail gelegt wurde.
Ab ca. 1880 gab es in Berlin vermehrt die unheilbare Krankheit Tuberkulose. Die Letalität (Sterblichkeit) lag bei fast 50 Prozent. Die Seuche raffte viele Menschen dahin die in nassen und kalten Berliner Hinterhöfen lebten und dort teils die neu erbauten Wohnungen “trocken wohnen” sollten, damit später an reichere Mieter vermietet werden. Penicillin gab es noch nicht und um die Arbeitskraft des einfachen Mannes zu erhalten war es notwendig richtige Massnahmen der Genesung zu treffen.
Die Berliner Landesversicherungsanstalt (LVA) beschloss bei Beelitz im Wald mit der gesunden Luft eine gigantische Heilstätte zu errichten. Um möglichst viele Menschen dort zu heilen, war es notwendig, dass bei den Bauarbeiten darauf geachtet wurde, dass die Krankenzimmer leicht und schnell, aber vor allem gründlich gereinigt und gelüftet werden konnten. Auch brauchte es ausgeklügelte Lüftungssysteme für die geschwächten Patienten, die sich nicht nach draussen bewegen konnten, die Waldluft direkt ins Zimmer brachte. Weiterhin kam hier ein neuartiges Blockkraftwerk zum Einsatz, dass heissen Wasserdampf für die Heizsysteme und der Küchen herstellte.
Architektonische Richtlinien
Sehr strenge Richtlinien für die Architekten waren u.a. darauf zu achten, dass die Gebäude so gebaut wurden, dass eine Geschlechtertrennung keine Probleme bereitete. Wer sich nicht daran hielt, oder sogar ein “Schäferstündchen” nutzen wollte, wurde rausgeschmissen und verlor so seinen Krankenhaus Platz. Übrigens galt die Trennung der Geschlechter auch für das Klinikpersonal.
Auf dem über 200 Hektar grossen Gelände gab es noch ein Heizhaus, eine Fleischfabrik, eine Backfabrik, ein Gebäude das als Waschküche diente und eine Kochküche.
Während des ersten Weltkrieges und auch teils im 2. Weltkrieg wurde die Heilstätte zu einem Lazarett für Soldaten. Sodass kaum noch Lungenkranke dort geheilt werden konnten.
Nach dem zweiten Weltkrieg bis ca. 1993-94 zog die russische Armee in die Gebäude der Beelitzer Heilstätten ein und wurde das grösste Militär-Krankenhaus ausserhalb der Sowjetunion. Aber während dieser Zeit geschah auch Beelitz das, wofür die russische Armee bekannt war. Es verwahrloste alles. Es wurde kaputt gewirtschaftet was nur möglich war. Die Soldaten haben dort mehr “gehaust” statt gelebt.
Quelle: Wikipedia > neu zusammengefasst
Fotoausrüstung
Die ewige Frage, was man zu einer solchen Fototour an Ausrüstung mitnehmen soll? Auf jeden Fall ein lichtstarkes Weitwinkelobjektive, ideal ab 14 mm, mit minimaler Blende von f/1.4 aufwärts. Dazu ein Stativ, wenn man Zeit hat und die richtige Tour gebucht hat, ansonsten muss es aus der Hand gehen. Dazu passend wäre eine Kamera mit eingebauten IBIS, wie die Nikon Z8 zum Beispiel.
Ich hatte zwar meine Z8 dabei, aber im Auto gelassen und habe mich bewusst für meine Leica M11M entschieden. Die hat zwar nichts an technischen Hilfsmittel, funktioniert aber hervorragend bis ISO 50.000, und genau das wollte ich heute mal so richtig austesten. Dazu kommt das ich kein 14 mm für die Leica habe, daher kommt mein «TRI-ELMAR-M 1:4/16-18-21 ASPH.» zum Einsatz.
Mit kleinster Anfangsblende von f/4.0 eigentlich auch nicht ideal, aber ich wollte es heute wissen!
TRI-ELMAR-M 1:4/16-18-21 ASPH.
16-18-21 mm-Objektiv (Weitwinkelobjektiv): Ein Zoom-Objektiv bietet einen etwas erweiterte Möglichkeiten wie eine Festbrennweite und ist vielseitig einsetzbar. Es eignet sich gut für Landschaftsfotografie, Architektur und Strassenfotografie. Viele Fotografen schätzen die Flexibilität dieses Brennweitenbereichs. Eine meiner Ausnahmen von Leica mit kleinster f/4 Blende.
DURCH DIE ALTE CHIRURGIE mit der Leica M11M Monochrome
Am Sammelpunkt angekommen blieb uns nicht viel Zeit auf die Tour vorzubereiten, wir waren knapp mit der Zeit und sind fast zu spät angekommen. Der Guide stellten sich vor und danach ging auch gleich los. Auf der Tour besteht Helmpflicht, dieser wird natürlich bereitgestellt. Auf der ganzen Tour wurde sehr viel Informationen durch den Guide vermittelt und es konnten jede Menge Fragen gestellt werden. Neben all den Informationen sind wir natürlich unserem Hauptanliegen nachgegangen, dem fotografieren.
Noch ein kleiner Tipp, stellt die Kamera auf BKT, BKT steht für BRACKETING im Deutschen für Belichtungsreihe, oder besser bekannt auch als HDR-Aufnahme. Ich verwende HDR eigentlich so gut wie nie in der Bildbearbeitung. Da die Bilder oft zu überscharf und künstlich aussehen, bei Aufnahmen hin und wieder verwende ich das BKT schon. Wer viel im M-Modus arbeitet, das heisst, ich gebe der Kamera alles vor wie z. B. Verschlusszeit, max. ISO usw., wird dies vielleicht bereits öfters verwendet haben. Für den A-Modus vielleicht nicht ganz so relevant, aber durchaus sinnvoll. Bei dieser Tour habe ich immer den A-Modus und BKT verwendet, umzusehen, was die Kamera daraus macht!
Kurz gesagt, die Kamera nimmt je nach BKT Einstellungen mehrere Bilder auf, von Hell nach Dunkel bzw. umgekehrt. Bei mir ist sie meistens auf 3 Bilder eingestellt. Dadurch habe ich bei der Bildverarbeitung mehr Möglichkeiten und kann gezielt das beste Bild nach Hell und Dunkelwerten auswählen. Sollte die Belichtung mal komplett daneben liegen, kann ich noch immer ein HDR draus machen und rette vielleicht dadurch ein für mich wichtiges Bild. Der Nachteil liegt auf der Hand, ich habe am Ende 2-mal mehr so viele einzelne RAW Bilder und verbrauchten Speicher und muss mehr Zeit zum Sichten investieren, das ist es mir aber wert.
BEELITZER UNTERWELTEN – TUNNEL & TECHNIK mit der Leica M11M Monochrome
Diese Tour startete pünktlich, aber ganz anders als die andere Tour. Bei der ersten Tour wurde erstmal viel Regulatorisches angesprochen, wie z. B. bitte fotografieren und es ist erlaubt alles zu auf Social-Media zu teilen, und noch ein paar andere Informationen. Hier wurde dazu nicht viel gesagt. Da fragt man sich, ist das Fotografieren hier auf dieser Tour nicht erwünscht? Egal, nach ein bisschen historischen Details sind wir dann auch gleich in die Unterwelt vorgedrungen. Hierbei leistet mir die Leica M11M Monochrome bis ISO 50’000 erstaunliches, ohne die hohe ISO hätte ich in den dunklen Gängen fast kein ansehnliches Bild zustande gekommen.
Im Laufe der Tour, wie wir mit dem Fotografieren beschäftigt waren, kam es leider dazu, dass wir nicht bemerkt hatten, wie die Gruppe bereits 1–2 Räume weiter war. Es dauert nicht lange und wir wurden von dem Guide unfreundlich und sehr pampig darauf hingewiesen, dass jetzt Fotografieren vorbei sei und wir uns sofort der Gruppe wieder anschliessen müssen. Bei einem weiteren Fehlverhalten müssten wir die Tour sofort verlassen. Diese Ansage wurde in die ganze Gruppe durch den Guide in einem sehr lauten und unmissverständlichen Unterton ausgesprochen.
Nicht das ich jetzt empfindlich wirken möchte oder generell gegen die Aussage etwas schlecht finde, Sicherheit geht vor, auch wenn die Tunnelanlagen alle geräumt sind und aus meiner Sicht völlig ungefährlich sind, bzw. wirken. Aber den Unterton fand ich schon ein wenig deplatziert.
Auch aus diesem Grund haben wir natürlich nicht mehr so viele Aufnahmen machen können, dennoch sind ein paar entstanden, die zeigen wie gut die Leica M11M mit so hohen ISO Zahlen sehr gute annehmbare Bilder abliefert. Das bekommt meine Nikon Z8 bei so hohen ISO Zahlen nicht hin, klar vielleicht auch nicht notwendig durch den eingebauten IBIS, dennoch sehr beeindruckend.
375 BKT (125) Bilder mit ISO 50000
@Excire Photo: KI-unterstützte Bildverwaltung für Ihre Fotosammlung
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FAZIT
Die Beelitzer Heilstätten lohnt sich in jedem Fall, der entweder ein «lost Place» Gefühl möchte oder der geführt sich solchen Foto touren anschliessen will. Mir hat es so weit gefallen, bis auf ein paar kleine Ausnahmen. Ich konnte zudem meine Leica M11M ausreichend testen und habe dadurch auch besser gelernt, was sie alles kann und wo ihre Grenzen liegen, die dich noch nicht kannte. Ich würde sie immer wieder gerne auf zu solchen Touren mitnehmen! Da ist sie gegen die Konkurrenz die erste Wahl, auch wenn sie mit technischen Spielereien nicht mithalten kann.
ISO 50.000 ist daher kein Problem für die Leica M11M und dabei noch ansehnliche Bilder zu produzieren weshalb diese Bilder nicht ganz in Rauschen untergehen.
Manchmal ist jedes Bild besser als gar kein Bild, auch wenn etwas rauschen drin ist. Wem die M11M nicht taugt oder auch zu teuer sein sollte, dem würde ich empfehlen mal die Leica Q3 sich anzuschauen, neu sogar mit Klappdisplay. Die Q ist eine sehr gute und preisliche attraktive Kamera in der Leica Welt.
Ich habe die Bilder sowenig wie möglich bearbeitet, nur ein wenig an der Helligkeit gedreht und gerade ausgerichtet, das war es im Wesentlichen. Mit etwas weiteren Aufwand bekommt man die Bilder entrauscht und auf Hochglanz getrimmt. Ich werde die Bilder bestimmt immer wieder irgendwo im Blog verwenden, mit einer grösseren Bearbeitung und das mögliche machbare zeigen. Für diesen Post sollten sie aber fast so aus der Kamera kommend gezeigt werden, mit einer maximalen ISO von 50’000.
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