Part 3/3 Ushuaia – Chile, Argentinien und Uruguay: Ich hatte meine Antarktisreise gut überstanden und Roland stand pünktlich am Pier und hat mich in Empfang genommen. Jetzt hiess es für mich erstmal, mich wieder an Land zu gewöhnen. Ich habe noch immer das Gefühl, dass der Boden oder das Bett sich unter mir bewegt. Wir mussten uns erstmal zusammen die Beine vertreten und haben Ushuaia komplett erlaufen und dabei natürlich viele Fotos geschossen. Anscheinend habe ich aus der Antarktis das Wetter mitgebracht. Es war mal wieder total windig und, wie man an dem einen oder anderen Bild auch sieht, ist das Wasser trotz Fiordlage im Hafenbecken von Usuaia total kabbelig. Zu meinem Blogbeitrag werde ich jetzt Rolands Tagebuch mit einblenden, er hat es mir extra für meinen Blog zur Verfügung gestellt, ich habe es jetzt erst zum ersten Mal selbst gelesen. Es ist echt super nach 3 Jahren seine Erfahrungen zu lesen.
Rolands Tagebuch: Beeindruckender Landeanflug über Fjordlandschaft mit dramatischer Wolkenstimmung; Landepiste reicht in den Beagle-Kanal – Taxi zum Hotel Posada (80,- Arg. Dollar – = 8 €) – Zimmer belegt. Hotel liegt 2 Blocks oberhalb der Hauptstraße „Sankt Martin“, überall streunende Hunde – aber offensichtlich harmlos – abseits der Hauptstraße ärmliche Bebauung– Essen im Irish Pub (Beef de Lomo + Bier 180 Arg D.) – über 60 € für Internet (Volumenpaket um Schiffstracking zu machen) abgelöhnt – ich Depp! – mir kratzts im Hals – 23:00 Uhr Licht aus und schlafen.
7:00 Anruf Laurenc – er ist angekommen „ Um 8:00 check-out auf der MS Plancius“ –, Sonne scheint, blauer Himmel. Ich eile ohne Frühstück zum Hafen – komme nicht auf das abgesperrte Hafengelände –aber Lauser steht schon um die Ecke …. Wegen schwerem Gepäck mit Taxi zum Hotel – Frühstück bei „Tante Clara“ in der Sankt Martin-Str. – mit WLAN – Chat mit Whats-App Group mit Familie. Zum Frühstück gibt’s die typ. argentinischen Hörnchen (Media lunas ) und Rührei …, Spaziergang zum Hafengebiet (Segler und Kleinboote) – plötzlicher Wetterumschwung mit starken Windböen und Schnee. Beagle-Kanal-Tour gebucht (750 Arg. Dollar pP)
Auf unserer Tagestour durch Ushuaia haben wir von anderen erfahren, dass im Beagle Kanal Königspinguine gesichtet wurden. Die Königspinguine sind um einiges grösser als die in der Antarktis. Also haben wir uns gleich dahin auf den Weg gemacht. Da man diese Stelle nur mit dem Boot erreicht, mussten, wir jetzt ein Boot suchen, das uns dahin bringt. Wir hatten die Option eins zu chartern oder über einen Veranstalter eine Fahrt dahin zu buchen. Am Hafen gibt es eine grosse Anzahl von Veranstaltern, die die gesamte Gegend vom Boot aus befahren und entsprechende Touren anbieten. Aus Kostengründen haben wir uns dann für einen lokalen Bootsveranstalter entschieden. Leider konnten wir nur Bilder vom Boot aus machen, da ein Landgang, mal wieder wegen des Windes, nicht möglich war. Es sind alle Bilder verwackelt, aber wir sollten noch später unsere Chance bekommen, dazu später mehr.
In der Bootstour war ein Abstecher zur „Estanzia Haberton“ inbegriffen. Das Boot hatte uns dann an der Estanzia abgeliefert.
Besichtigung der ersten Ansiedlung auf Feuerland, der 1886 aufgebauten Estancia Haberton. Gegründet wurde sie vom Missionsarssohn Thomas Bridges und seiner Familie. Die Estancia selbst liegt wunderschön an einem geschützten Seitenarm des Beaglekanals. Auf dem Farmhauptgelände befindet sich auch der Familienfriedhof sowie ein botanischer Garten, in dem alle Pflanzennamen auch in der Sprache der Ureinwohner (der Yahgan und Selk’nam) aufgeführt sind.
Die Tour auf der Hacienda dauerte ungefähr zwei Stunden. Bis der Bus uns nachhause brachte, hatten wir einige Zeit uns in der Umgebung noch etwas umzusehen. Vorher mussten wir aber erstmal etwas essen gehen. Auf der Hacienda ist dafür extra ein neueres Gebäude gebaut worden. Die Einrichtung ist recht rustikal, aber das Essen, die Suppe war der Hammer. Das war genau das, was wir jetzt gebraucht haben, um die Batterien wieder aufzuladen.
Die Rückreise nach Ushuaia stand an, der Bus wartete bereits. Die Fahrt selbst war bis auf ein paar Passagen so, wie man eine Busfahrt meisten erlebt, nicht sehr spannend. Aber die Strecke an sich war ein Abenteuer, nur Schotterpiste und Buckel und eine Kurve jagte die andere, bergauf und bergab.
Rolands Tagebuch: 18:00 Ankunft Ushuaiai. Wir haben uns ein schönes Abendessen und nen guten argentinischen Rotwein verdient – Tisch reserviert im typischen argentinischen Assado (in Patagonien mit Schwerpunkt Schaffleisch und weniger Rind) „All you can eat“ für 195,- Arg Dollar (ca 20,- €). Um 20:00 Uhr sind wir fast noch allein, aber bis 10 füllt es ich langsam. Einfache Einrichtung – leckeres Fleisch (ganze Schafe aufgeklappt und Rindfleischrippen auf einem mannshohen Eisenrostkegel über offenem Feuer . Rotwein war spitze aber haut uns um (relativ kühl serviert) –Halsweh nimmt zu.
Für den nächsten Tag stand eine lange Busreise an. Wir hatten uns einen Mietwagen bereits in Deutschland gemietet, aber da die Kosten in Argentinien so immens hoch sind, hatten wir uns dazu entschieden diesen in Chile, in Punta Arenas, zu mieten. Dazu mussten wir jetzt eine Tagesreise von Ushuaia nach Punta Arenas antreten.
Rolands Tagebuch: 7:00 Abfahrt mit Bus nach Punta Arenas (benötigen noch ein Taxi, da mit Abfahrtspunkt geirrt – Nicht Sankt Martin 267 sondern 1267 😳 – aber es klappt alles. Insgesamt 11 Stunden Fahrzeit bis nach Punta Arenas liegen vor uns ….
Nach 1h die ersten Guanakos gesichtet ….später vereinzelt auch Nandus. Bis zur Grenze nach Chile gute 3 Stunden. Mitten in der Wildnis erscheint die Grenzstation – besteht nur aus einem einfachen Haus mit angeschlossenem Kiosk und Tankstelle. Komplettkontrolle durch chilenische Zöllner mit Spürhunden. Wir müssen alle aus dem Bus aussteigen und mit Gepäck ins Gebäude und zur Passkontrolle – Gepäck wird durchleuchtet und muss an den Schnüffelhunden vorbei. Ein Hund schlägt an! – kurz zuvor waren in dieser Tasche noch Äpfel, die die Mitreisende (wissend um das Verbot, Lebensmittel nach Chile einzuführen) noch vor der Grenze an die anderen verteilt hatte – Alles klärt sich auf. Nach weiteren ca. 2 Stunden verlassen wir Feuerland und Chile und setzten mit Fähre “Fuegino“ nach Cruce Punta Delgada (Argentinien) über (Fahrzeit ca. 30 Minuten – ruhige See) – Es ist die wichtigste Verbindung auf die Insel Feuerland. Drei Fähren pendeln über die Meerenge Primera. Angostura – die Schiffe „Fuegino, Patagonia und Crux Australis“ der TABSA-Reederei. Weiter geht’s im Bus Richtung Punta Arenas. Die zwischenzeitliche Grenzüberfahrt wieder nach Chile haben wir gar nicht mitbekommen…..Gegen 18:00 Uhr Ankunft Punta Arenas – mit Taxi zum Hotel. Sightseeing: Bis auf wenige Häuser im Zentrum aus der „Menendez-Zeit“ relativ unspektakulär
Die Fahrt selbst erstreckte sich durch eine grandiose Landschaft. Um nach Punta Arenas zu gelangen, mussten wir jetzt Feuerland verlassen und mit einer Fähre übersetzen. Auch diese kurze Überfahrt war geprägt von sehr grossen Wellen und viel Wind. An der Fähre haben wir einen Motorradfahrer aus England getroffen und konnten ein wenig schwatzen. Wir hatten uns gefragt, wie er hier mit dem Motorrad überhaupt fahren kann. Das hat er uns dann auch gleich beantwortet, auf der anderen Fährseite konnten wir uns davon sogar ein Bild machen, es sieht fast so aus als wenn auf gerade Strecke eine Kurve fährt, das muss man gesehen haben. Ich selbst bin leidenschaftlicher Motorradfahrer und habe auch schon Touren durch die Wüste in Libyen, Algerien und Tunesien gemacht, aber sowas habe ich noch nie gesehen.
Unsere Reiseroute mit den jeweiligen Highlights. Für die einfache, grobe Orientierung, von oben nach unten. Die rechte, flache Seite gehört zu Argentinien, das Gebirge auf der linken Seite gehört zu Chile. Die Grenze ist nicht immer ganz eindeutig festgelegt, daher kommt es hier immer wieder zu Grenzstreitigkeiten zwischen den beiden Ländern. Die Grenze geht entlang der Alpenkette, daher gehören auch einige Alpenbereiche zu Argentinien. Das merkt man spätestens, wenn man an einem Schild oder Grenzbalken steht.
Angekommen in Punta Arenas haben wir dann auch gleich unseren neuen Mietwagen abgeholt und haben uns auf den Weg Richtung Norden zum Nationalpark Torres del Pain gemacht.
Rolands Tagebuch: Gut geschlafen und gefrühstückt – Mietwagen abgeholt –Nissan X-Trail- „Verhandlungen“ wegen abgefahrener Reifen …..
Ausflug ans gefühlte Ende der Welt nach Fort Bulnes – die erste Chilenische (Militär)-Siedlung auf der Magellanhalbinsel gegründet 1843 – beindruckender Meerblick – peitschende Winde – Sonnenschein-plötzlicher Schneesturm. Wir wagen mit dem Jeep etwas weiter ins Tal unterhalb des Forts. Auf unbefestigten Wegen, in der halbe Wildnis, mit übermoosten Bäumen, aber auch mit Zäunen abgesperrten Gelände und „Zutritt verboten“ Schildern –etwas gruselig – wer hält sich hier am Ende der Welt versteckt? Wir fahren zurück und kommen noch an einem abgelegenen Fischerdorf vorbei (blaue Schiffe am Strand + Wellblechhütten). Auf dem Rückweg nach Punta Arenas – immer wieder sind Schiffswracks am Strand oder im Meer sichtbar.
Essen abends, wieder im Burgerladen. Die ständigen Winde machen uns müde – wir sind jetzt schon die vierte Nacht hintereinander um halb zehn/zehn im Bett! Laurenc pennt sofort ein – nach weniger als einer Minute schnarcht er ……
Tipps für die Mietwagen Anmietung: Mietwagen sind in der Regel in Chile um einiges günstiger als auf der Argentinisches Seite. Da Argentinien und Chile nicht die besten Freunde sind, ist es nicht so einfach, die Landesgrenzen zu überqueren. Mit einem Mietwagen muss man extra bei der Anmietung den Vermieter darauf hinweisen, dass man die Grenze überqueren möchte. Damit man das dann darf, wird ein separates Zertifikat ausgestellt. Jede Überquerung muss mit einer separaten Gebühr bezahlt werden. Hat man dieses Zertifikat nicht, kann es passieren, dass die Grenzer einen nicht passieren lassen. Schlimmer noch, ev. kommt man über die Grenze, aber nicht wieder zurück. Bei der Anmietung aus Deutschland muss unbedingt darauf geachtet werden, dass die Autovermietung eine Grenzüberquerung in den Vertragsbedingungen hat.
Dann sind wir nach Puerto Natales gefahren. Hier haben wir einen Stopp am Friedhof Punta Arenas eingelegt. Der Friedhof ist sehr gepflegt und die Bebauung weitaus mondäner, als die der Stadt (mehrere Mausoleen u. a. von Mendendez, Gräber kroatischer, italienischer, aber auch deutscher Einwanderer). Weiter Richtung Norden auf befestigter Strasse vorbei an Nandus, Greifvögeln und einer Flamingo-Schar. Das Wetter war mal wieder unglaublich wechselhaft und der Wind war so stark, dass man sich richtig hineinlegen konnte.
Wir entscheiden uns gegen eine Übernachtung in Puerto Natales und fahren auf unbefestigter Piste weiter Richtung Torres del Paine. Zum Einbruch der Dunkelheit suchten wir uns, neben der Piste, einen durch das Auto sicht- und etwas windgeschützten Platz fürs Zelt zum Übernachten (gar nicht so einfach, wenn alles flaches Land ist). Auf jeden Fall ist der Untergrund durch dichtes hohes Gras sehr schön weich – ein wenig wie im Wasserbett. Trangia-Kocher für Teewasser erstmalig getestet – funktioniert 1A. Bei ansonsten absoluter Dunkelheit nachts zu fahren ist, auf einer Schotterpiste nicht, nicht anzuraten. Es ist auch überhaupt kein anderes Auto mehr unterwegs. Nachts ist es dann so kalt, dass nur die Nase aus dem warmen Schlafsack guckt und es kommt so starker Wind auf, dass die Zeltplane kräftig flattert.
Rolands Tagebuch: Nach einem Tee fahren wir los – auf der Strecke eine kleine Nanduherde nur wenige Meter entfernt. Kurz vor dem NP Guanakos und ein Gaucho treibt Schafe zusammen. Die gesamte Strecke hat uns links und rechts der Piste immer der Drahtzaun begleitet – Wer hat diese tausende KM an Drahtzaun in ganz Patagonien nur gespannt?
Kurz vor dem NP – Aussichtspunkt zum NP (Fotopause) mit türkisblauen Wasser und Bergpanorama bei unglaublichem Licht und kräftigem Wind – Teepause. Gegen 14.00 Uhr am Parkeingang. Wir werden von Parkrangern begrüsst und lösen ein Besucherticket. Im NP sind die Guanakos kaum noch scheu und kommen bis auf wenige Meter heran. Ab 14.30 schwindet die Sonne und der blaue Himmel und für den Rest des Tages bleibt ist es grau, wolkenverhangen und regnerisch (Foto: doppelte Brücke) – keine Lust auf Zelten, da wir uns beide nicht fit fühlen … Mieten wir uns im First-Class-Hotel „Las Torres“ (Hosteria Torres del Paine) ein und pennen erstmal ne Runde DZ für schlappe 295 US DollarI –Abends lassen wir es uns gutgehen und essen im Hotel und begiessen unser Glück, noch ’nen Zimmer bekommen zu haben, mit einer Flasche Rotwein –uns sind wieder gegen zehn Bettschwere ……
Von strahlendem Sonnenschein begrüsst – ein unglaublich schöner Blick aus dem Fenster unseres ebenerdigen Zimmers. Die erste Touristengruppe zieht auf Pferden an unserem Zimmer vorbei.(Foto). Erst jetzt, bei klarem Himmel und dem sichtbaren Bergpanorama, wird die unglaubliche Lage des Hotels sichtbar.
Nach dem Frühstück um 10.30 fahren wir los und erkunden den NP. Hinter jeder Kurve erwartet uns ein neues Fotohighlight – für 30 km brauchten wir daher 5 Stunden.
Übernachtung im Zelt auf Campingplatz Lake Pehoe. Smalltalk auf Deutsch mit Argentinier aus Buenos Aires mit deutschen Wurzeln. Mit uns nur ein Zelt und zwei Camper auf dem Platz. Platz bietet Überdachung und Windschutz fürs Zelt sowie eine gemauerte Feuerstelle mit Grillrost. – Wir grillen uns Steaks … und gehen wieder früh schlafen …
Schon um 7.30 aufgewacht – gefrorener Raureif auf Auto und Holztisch. Thermometer im Auto zeigt 0 Grad Celsius. Tee gekocht und Kekse gefrühstückt. Danach mit Auto zum Lago Grey gefahren und in Hosteria „Lago Grey“ eingecheckt (Hotel mit Hütten auf und mit Holzstegen verbunden). Komme mir vor wie bei Twin Peaks. 3-stündige Wanderung entlang des Lago Grey
Nachmittags in der Lounge des Hotels gemütlich gemacht – Cola mit Eis vom Gletscher und Blick auf den Gletscher Lago Grey. Abendessen im Hotel –Pisco Sour gekostet lecker.
Nach Frühstück im Hotel Fahrt durch den NP. Unterwegs trampendes Ehepaar aus Münster mitgenommen (um die 60!). Sie wollen noch ein Boot über den Lake Pehoe erreichen – wir fahren sie zum Anleger, aber das Boot ist bereits am Ablegen … so haben wir Zeit, uns bei einer Tasse Tee zu unterhalten. Er habe Anfang der 80er das Angebot angenommen, Dirigent des Staatsorchesters Asuncion (Paraguay) zu werden und hätten 3 Jahre dort gelebt – hierbei Spanisch gelernt und sich in Südamerika verliebt – wegen politischer Lage in Südamerika aber wieder zurück nach D…
Gegen Mittag verlassen wir den TdP Richtung Argentinien – reicht das Benzin? Grenzübertritt „in the middle of nowhere“ bei „Paso Río Don Guillermo“– das Grenzörtchen besteht aus einer Kneipe und wenigen Holzhäuschen. Die Grenzstation selbst ist eine grössere Bretterbude mit zwei verrosteten Metallschranken, die man nach der Dokumentenprüfung an drei verschiedenen Schaltern in der Bretterbude (Personaldokumente, Autodokumente, Waren zur Verzollung) per Hand selber öffnet. Probleme bei der Prüfung der Autodokumente – diese seien nicht vollständig, es fehle eine Unterschrift von Hertz – (die wir behände selbst nachtragen …), lässt uns der Zollbeamte mittels Übersetzungshilfe per Google wissen. Trotzdem dürfen wir weiter, mit dem Hinweis es könnte in Argentinien Probleme geben … nach ca. 5 Km kommt dann das argentinische Grenzhäuschen. Der relativ junge Grenzer outet sich als ehemaliger Austauschschüler in Hannover (vor 10 Jahren) und kann noch etwas deutsch (der Papierkram wird Nebensache) … Glück gehabt. Wenige Km später erreichen wir die berühmte, aber hier bereits geteerte Routa 40 und fahren diese, wegen zur Neige gehenden Benzintanks, erstmal Richtung Süden nach Rio Turbo zur nächsten Petrobras-Tankstelle (ca. 50 km). Rio Turbio lebt von der Kohle – und die Anwohner vergnügen sich am WE offensichtlich im Autodrom, mit Autorennen auf Sandpisten und Autowaschen am Fluss. Dann geht’s wieder auf die Routa 40 – Richtung Norden, 280 Km bis nach El Calafate, abwechselnd Schotter und Teerstrecken. Unterwegs viele Baumaschinen, die die Strasse weiter ausbauen, aber nur sehr geringer Verkehr (auf der ganzen Strecke keine 5 Autos/LKWs). Ankunft El Calafate gegen halb neun.
Wir sind müde und steigen im gut besuchten ersten Haus am Platze ab (DZ 200 US-Dollar).
Morgens mit Schnupfen aufgewacht – jetzt geht’s zum Arzt! Bekomme über Rezeption Adresse eines englischsprechenden Arztes. Nach nur ½ Stunde Wartezeit bekomme ich erwartungsgemäß Antibiotika verschrieben (Arztrechnung 200 Arg Dollar + 140 Apotheke). Wir geniessen im Strassencafé Sonne und die Windstille – dann noch etwas shoppen. Nachmittags von Calafate ca. 1 Stunde Fahrzeit auf der Strasse 11 zum Nationalpark „Perito Moreno“. Über Holzstege kommt man bis ca. 100 m an den riesigen Gletscher heran. Beindruckende Grösse und Schönheit und bis auf das regelmäßige Knirschen im Eis eine beruhigende Stille – das Eis strahlt Kälte aus. Ab und zu kracht mit tönendem Lärm ein Eisstück heraus in den See. Wir bleiben, bis der Park schliesst (20.00 Uhr).
Fahren auf der Suche nach Übernachtung (Campingplatz) kurz nach dem Parkausgang von der Hauptstrasse Richtung Süden ab. Laurenc fegt mit Tempo über die mit Schlaglöchern gespickte Piste. Es wird dunkel und wir zweifeln langsam daran, dass der Campingplatz am Lago Roca noch kommt … ein Hase wird noch Opfer unseres Autos und dann kommt tatsächlich ein Schild, der uns zum Campingplatz führt. Wir sind die einzigen Gäste! Der Platz ist auf Anglergruppen und Familienwochenenden ausgerichtet, erklärt uns der Besitzer. Wir bekommen leckere Ravioli + Schokopudding zum Abendessen und schlafen in einem kleinen, gemütlichen und beheizten Refugio (Cabin). 1A Campingplatz mitten in der Natur – sauber und gepflegt.
Gut geschlafen – die Antibiotika haben wohl angeschlagen -aber Laurenc hat es nun auch erwischt ……
Nach dem Frühstück mit Hörnchen und Milchkaffee fahren wir nach Calafete zurück und dann auf der Routa 40 und 23 nach El Chalten, dem Trecking-Eldorado Argentiniens (von Calafate ca. 200 km und 3 Stunden Fahrzeit). Am Abzweig Routa 40 zu 23 nehmen wir zwei Backpackerinnen aus Buenos Aires mit – der Mate-Tee macht die Runde (Foto kurz vor El Chalten auf der Routa 23 mit Bergmassiv Fitz Roy/Cerro Torre in der Abenddämmerung).
Suchen uns ein nettes Hotel – „ El Puma“ – mit offenem Kamin im Foyer und freundlichem Personal. El Chalten ist von internationalem Klettertourismus geprägt und zeigt sich jung, einfach, freundlich, weltoffen und mit erstaunlicher gastronomischer Vielfalt. Abends in Bierkneipe (selbst gebrautes Bier) essen.
Gut geschlafen – aber mit regnerischem Wetter aufgewacht und noch nicht wieder ganz fit, daher keine Wanderung – stattdessen Autofahrt bis zum Ende der Strasse (längere Fotostopps an Wasserfall und Fluss). Am Ende der Strasse Bootsanleger mit Fahrten über den Fjord nach Chile – sonst nichts. Abends-, Gutessen in El Chalten (Forelle und Steak Malbec) – weitere Übernachtung im El Puma.
Nach dem Frühstück zurück auf Routa 40 Richtung Norden zu den „Cuevas de las manos“ (Unesco Weltkulturerbe) – ganzen Tag on Tour – ca. 600 km und 8 Stunden Fahrzeit. Bei Tres Lagos – Tanken an der YPF Tankstelle kurz danach, am Abzweig Routa 40/288 noch ein französisches Tramperpaar mitgenommen (schon stundenlang gewartet …) wir nehmen sie bis zur nächsten YPF Tankstelle in Bajo Caracoles mit (An der Tankstelle entsteht das Foto mit dem Gaucho an der Bar mit Papstbild und mit seinen Hunden im Pick-Up). Ca. eine Stunde vor Sonnenuntergang Ankunft „Hosteria Cuevas de las manos“ – einer einfachen Übernachtungsmöglichkeit, einsam gelegen mitten in der Steppe – wohl die einzige Übernachtungsgelegenheit in der Nähe der Höhlen … Wegen einer deutschen Reisegruppe scheinbar ausgebucht (8 Leute – 50++ in Mega Offroader). Wir bekommen aber noch ein einfaches Zimmer mit Doppelstockbett im unbeheizten Nebengebäude und auch noch was zu Essen – Mega-Sternenhimmel mit Milchstrasse als wir das Haus verlassen! Keine 100 m vom beleuchteten Haus entfernt herrscht absolute Dunkelheit.
Cuevas de las Manos (Unesco Weltkulturerbe)
Nach dem Frühstück – Fahrt zu den „Höhlen“- ca. 15 Km über hügelige Piste – einmal geht’s ganz schön steil bergab … ohne 4 WD nicht zu empfehlen. Vom Parkplatz auf dem Plateau (ausser unserem nur ein weiteres Auto) muss man erstmal ca. 30 Minuten in den Canyon einen steinigen Geröllweg hinabsteigen, durch ein schmales grünes Tal und über eine kleine Hängebrücke aus Drahtseil wieder auf der anderen Seite hoch. Eintritt an den Höhlen, die eigentlich keine wirklichen Höhlen sind –alle Bemalungen sind noch mit Tageslicht zu erkennen. Wir schliessen uns einer kleinen geführten Gruppe an …
Weiterfahrt auf Routa 40 bis Perito Morena (kurzer Stopp – wir nutzen nochmal das Rezept und holen auch für Laurenc in einer Apotheke ein Antibiotikum) dann auf Routa 43 an die Ostküste nach Puerto Deseado (ca. 350 km). Zwischendurch Kaffeepause im „Pareje el Pluma“ danach überwiegend öde Steppenlandschaft und endlosen Ölförderanlagen … in Puerto Deseado angekommen kurzes Sightseeing und Übernachtung in einfachem Hotel.
Was wir von der Ostküste bislang gesehen haben, haut uns nicht vom Hocker, so beschliessen wir, heute „Kilometer zu machen“ und bis nach Rio Gallegos durchzufahren (ca. 750 km). Weil Laurenc zudem kränkelt, muss ich heute erstmalig länger fahren …… Die ersten gut 100 km (3h) auf einer üblen Piste, da die asphaltierte Hauptstrasse wegen Baumassnahmen gesperrt ist (meine ersten Offroad Erfahrungen unter Anleitung von Laurenc – so eingedreckt sieht das Auto auch später aus). Bei Puerto San Julian dann auf die asphaltierte Routa 3 und den „Rest“ in schnellen 6 Stunden. Die Zufahrt nach Rio Gallegos ist mehrspurig und mit grossen Laternen gesäumt – man könnte meinen, in die Hauptstadt geführt zu werden. Die obligatorische Polizei vor einer grösseren Stadt winken uns durch, als sie merken, dass wir kein/bzw. wenig Spanisch verstehen. Ankunft Rio Gallegos gegen 19:30 – die Stadt ist nicht der Burner – bemerkenswert ist der grosse Tidenhub von mehreren Metern, den man an der Küste bei Ebbe erkennen kann (Fotos: u. a. Friedhof, verrostete Dampfloks und Fischereiboot bei Ebbe ?). Einfache Übernachtungsunterkunft.
Wir wollen nochmal aufs chilenische Feuerland – zur wohl einzigen Kolonie von Königspinguinen der Welt auf dem Festland (sonst nur auf Inseln vor Alaska, den Falklands usw.) – wieder mit der Fähre bei Cruce Punta Delgada über die Meerenge nach Feuerland (Chile) und dann nach Porvenir (ca. 250 Km). Die Fährüberfahrt diesmal etwas unruhiger. Porvenir ist ein hübscher Fischerort, mit vielen Wellblech verkleideten bunten Holzhäuschen, aber da „Domingo“ ist, hat fast alles zu. Wir essen eine absolut frische, aber doch gewöhnungsbedürftige Muschelsuppe im „Hotel Central“. Übernachtung mal wieder im Luxushotel – neu gebaut am Stadtrand – und wir sind scheinbar die einzigen Gäste – abends ist das Hotelrestaurant allerdings gut besucht …
Wir lassen uns im Hotel den Weg zur Pinguinkolonie erklären (ca. 120 km und 2 Stunden Fahrzeit). Auf dem Weg nehmen wir einen Tramper aus Südtirol mit und machen an einer lagunenartigen Ebene mit vielen Wasservögeln und Flamingos Halt & Fotos. Die Pinguinkolonie ist grossartig, zwei Stunden sitzen wir nur im Gras und beobachten die ca. 130 Pinguine in ca. 50 – 100 Entfernung bei Sonnenbad und Wasserspielen. Mit uns sind noch 5- 10 andere Besucher da. Als wir gerade losgehen wollen, wagt doch noch ein neugieriger Pinguin den Ausflug zu uns und kommt bis auf wenige Meter ran … jetzt müssen wir uns aber beeilen, um noch eine Fähre zu bekommen, damit wir Morgen den Wagen wieder in Punta Arenas abgeben können … starker Seegang und Wind – die Fähre schwankt bedenklich; Glück gehabt: Nach uns wird der Fährverkehr wegen der stürmischen See eingestellt …… Der starke Wind haut uns die Autotür aus den Angeln … mit uns verlässt ein Motorradfahrer aus England die Fähre und fährt ’ne Weile vor uns – obwohl die Strecke kerzengerade aus ist, muss er aufgrund des starken Seitenwindes mit dem ganzen Körpergewicht gegenhalten und fährt daher in stetiger Schräglage – das kostet Kraft und Konzentration … Kurz vor Sonnenuntergang und ca. 1 Stunde vor Punta Arenas kommen wir noch an einer verlassenen, malerischen alten Wollfarm vorbei (Fotos).
Mietwagen am Flughafen übergeben – hat schnell gecheckt, dass die Tür kaputt ist – „No Problemo“ … Abflug nach Puerto Montt (Zwischenaufenthalt ca. 3 Stunden in `VIP-Lounge dank Laurenc Vielflieger Card.). Gegen 18:00 Ankunft Santiago de Chile. Hotel am Flughafen ist ausgebucht und hat unsere Buchung nicht vorliegen – wir bekommen aber dann doch noch ein Zimmer.
Sightseeing Santiago de Chile: verrückte Hundebande – Countdown Fußgängerampeln – nur ein MC Donalds und Starbucks gesichtet – wirkt insgesamt wenig touristisch. Taxiverabredung vom Morgen zur Abholung hat funktioniert!
Flug nach Buenos Aires – Ankunft 20:00; ins Hotel Moreno (super -, mit Dachterrasse)
Sightseeing Buenos Aires – trüb und regnerisch, um die 20 Grad. Im Zentrum: Villa Rosada –Madres de la Plaza – jeden Donnerstagnachmittag um 15.30 Uhr demonstrieren seit mehr als 30 Jahren die Madres de la plaza de Mayo (so heisst der Platz vor dem Palast). Das sind die (Gross-)Mütter der Verschwundenen («desaparecidos») aus Zeiten der Militärjunta … man erkennt sie an ihren weissen Kopftüchern und daran, dass sie permanent Runden um die kleine Säule auf diesem Platz laufen. Damals waren nämlich Demonstrationen im Stehen verboten, Feudales Bankgebäude, San Telmo –Markthalle mit Sandwichstand junger „Engländer“
Tagestrip – mit Tragflügelboot in einer Stunde ins historische Colonia (Uruguay) –
Rückkehr gegen 22.00 – Abendessen in San Telmo – hier tobt das Tango – und Nachtleben – (etwas Kreuzbergfeeling bei Bier und Kebab)
Abflug Richtung Heimat, es ist kaum zu glauben das jetzt bereits fast 3 Monate vorbei sind. Am Anfang habe ich mich immer dabei erwischt, in Gedanken, ach es sind ja noch 7 Wochen. Oh die armen anderen, die fliegen nächste Woche bereits nachhause. Tja, jetzt heisst es auch für uns wieder Richtung Heimat. Roland ist auf dem direkten Flug von Buenos Aires mit der Air France zurück nach Berlin geflogen. Und ich, ich hatte noch ein paar Tage Heimweg vor mir, ich musste die gleiche Streck zurückfliegen wie ich angereist bin. Das heisst, von Buenos Aires zurück nach Peru/Lima, dann weiter nach Los Angeles. In Lima und in LA hatte ich jeweils noch anderthalb Tage Aufenthalt. Auf dem Hinweg bin ich von LA aus in einem Rutsch bis Ushuaia mit Stopps geflogen. Jetzt war ich aber froh, die Unterbrechungen zu haben. In LA angekommen nochmals nach Santa Monica und ans Ende der ROUTE 66 zum Relaxen. Auf den Heimflug hatte ich so gar keinen Bock, ich habe mich richtig gefreut auf zu Hause, aber nicht auf den langen Flug. Jetzt hatte ich mal wieder Glück, die Maschine war voll und überbucht, beim Check-in hatte man mir mitgeteilt, dass ich auf der Warteliste stehe, na super! . Mit etwas hin und her haben sie mich dann in der Business-Class mitgenommen … juhu lang machen und pennen. Ich komme nachhause!
Wenn DU die drei Beiträge bis hier hin gelesen hast, hast Du echt Durchhaltevermögen! Hut ab, dann schaffst Du es bestimmt noch einen Kommentar zu hinterlassen, ich freue mich!
Alle Fotos aus dem Blog und viele weitere findet Ihr hier > Foto Gallery
Posts
Kurztrip Ätna > weiterlesen >
Kurztrip Singapore > weiterlesen >
Kurztrip New York > weiterlesen >
Roundtrip Hawaii – Part 1 > weiterlesen >
Roundtrip Ushuaia – Drake Passage in die Antarktis – Part 2 > weiterlesen >
Bezugsquellen
- Königspinguine
- Beagel Kanal
- Perito Moreno Gletscher
- Punta Arenas
- Panamericana
- Ushuaia
- Feuerland Tierra del Fuego „Land des Feuers“
- Torres del Pain Nationalpark
HAT DIR DER ARTIKEL GEFALLEN?
Dann melde Dich doch bitte zu meinem kostenlosen Newsletter an. Dann bekommst Du eine Nachricht bei neuen Artikeln und Du wirst auch exklusiv als erstes über neue Artikel, Workshops und Reisen informiert! Außerdem gibt es dort auch immer wieder Hintergrund-Infos, die so nicht im Blog stehen.
Natürlich freue ich mich auch sehr, wenn Du mir bei YouTube, Instagram und Facebook folgst.
Alle Inhalte © Laurenc Riese